Was tut eine Chansonette, wenn sich zu Konzertbeginn auf der Bühne bei der Ankündigung ihres Pianisten im Beisein des erlauchten Publikums herausstellt, dass dieser sich gerade in weiter Ferne, sozusagen auf Abwegen befindet?

Die niederschmetternde Mitteilung, er habe schlicht und einfach keine Lust mehr, mit ihr aufzutreten und auch privat sei er nun plötzlich anders ,nämlich auf Madonna, orientiert, gestattet sich der Flegel auch noch per Handy!

Für die Chansonette bricht eine Welt zusammen, doch bevor  sie ob der Pein ihres nun offensichtlich platzenden Konzerts und der persönlichen Schmach in Ohnmacht fällt, schafft sie es mit letzter Kraft, per SMS einen Notruf zum Himmel zu senden! 

Und siehe da, der liebe Gott hat ein Ohr und schickt ihr augenblicklich einen  Retter, und das ist kein Geringerer als Johann Sebastian Bach!

Bei Madame de Loeck ruft das jedoch mehr Verwunderung als Begeisterung hervor, glaubt sie nun zu allem Übel auch noch eine Fata Morgana vor sich zu sehen, denn schließlich ist Herr Bach ja schon über 260 Jahre tot...

Doch der „ Director  musices“ greift beherzt in die Tasten und findet nach kurzer Eingewöhnungsphase auch schnell Zugang zu dem Repertoire der Chansonette , während er ganz nebenbei die von Song zu Song sichtlich um Fassung ringende  Sängerin geschickt aus dem Sumpf von Wut und Rachegelüsten zu verzeihender aber nicht vergessender Verklärung führt: Sie sollte aus der Situation das Beste machen, schließlich sei ER, Herr Bach , von höchster Instanz gesandt, ja auch noch da...!

So trocknet denn Madame de Loeck endlich ihre  Tränen, legt ihren Pianisten, den Schuft , zu den berühmten Akten  und entdeckt und probiert auf ihre Weise auch schon mal das eine oder andere Stück aus dem Bach‘schen Repertoire.