Sonntag, 01.11.2020 / Gesellschaftshaus Magdeburg

Musik am Nachmittag: Rosy und Ursula, die Überlebenden

Im Rahmen der Tage der jüdischen Kultur und Geschichte

MUSIK VON ROSY WERTHEIM, URSULA MAMLOK, SERGEJ PROKOFJEW UND WOLFGANG AMADEUS MOZART

Mit Konzerteinführung um 16.00 Uhr im Kleinen Saal


Helmut Eisel | Klarinette
Mitteldeutsche Kammerphilharmonie Schönebeck
Jan Michael Horstmann | Dirigent

Helmut Eisel | Foto: Rietberg Festival

Heimat und Emigration

Zwei jüdische Komponistinnen, die beide in dunklen Zeiten der deutschen Geschichte ums Überleben kämpften: Eine flüchtete nach Amerika, der anderen gelang es, sich in wechselnden Kellerräumen zu verstecken. Rosy Wertheim konnte bereits auf eine beachtliche Karriere zurückblicken, als sie Ende der 30er Jahre aus den USA in die niederländische Heimat zurückkehrte und dort mit den Schrecken der deutschen Okkupation konfrontiert wurde. Ihr Divertimento für Kammerorchester ist ein leichtes, schwebendes, sehr atmosphärisches Werk. Ganz im Gegensatz zum Concerto für Streicher von Ursula Mamlok, welches eher an die klangintensive Kammersinfonik Schostakowitschs erinnert. Kindheit in Nazideutschland, Flucht über Equador in die USA – unbeirrt hielt Ursula Mamlock an ihrer Leidenschaft für die Musik fest, studierte bei den Größen ihrer Zeit, bevor sie selbst zu einer der wichtigsten Komponistinnen des 20. Jahrhunderts
wurde.

Der Konzertabend wird abgerundet durch Prokofjews Ouvertüre über hebräische Themen und das Klarinettenkonzert Mozarts in einer hinreißend poetischen Version des großartigen Klezmer-Virtuosen Helmut Eisel.
Den gelernten Diplom-Mathematiker und Unternehmensberater Helmut Eisel begleitet die Leidenschaft für die Klarinette bereits seit der Kindheit. Er musizierte in der Bergmannskapelle seines Großvaters und komponierte und arrangierte während des Studiums für Jazzbands. Entscheidend für den weiteren Lebensweg wurde die Begegnung mit Giora Feidman und dessen Klezmerinterpretationen.
Seit 1993 widmet sich Helmut Eisel ausschließlich der Musik. Mit seinem Trio „Helmut Eisel & JEM“ spielte er zahlreiche Konzerte in Europa und Israel, als Gastsolist arbeitete er z.B.mit dem Gypsy-Swing Gitarristen Joscho Stephan, aber auch mit zahlreichen Sinfonieorchestern zusammen. Nach und nach entwickelte er dabei sein Markenzeichen,
die „sprechende Klarinette“. Bislang produzierte er mehr als 30 CDs. Mit zahlreichen musikalischen Aktionen und pädagogischen Projekten wendet sich Helmut Eisel gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit undwirbt für gegenseitige Verständigung.

Mit freundlicher Unterstützung der Dwight und Ursula Mamlok-Stiftung.

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